Meine Zeitverzerrungscouch
Eigentlich sieht sie harmlos aus, eine urgemütliche Couch mit vielen Kissen und Kuscheldecken. Niemand kam bis vor kurzem auf die Idee, dort etwas Mysteriöses zu vermuten.
Aber in den letzten Wochen hat sich das geändert. Während wir unsere Hintern wohlig in die gut eingesessenen Kuhlen einpassten, fiel plötzlich etwas Unheimliches auf. Nach einigen Minuten angeregter Unterhaltung stellten wir mit Schrecken fest, dass in der Welt außerhalb der Couch bereits Stunden vergangen waren.
Eine Ausnahme? Ein Irrtum?
Wir beobachteten weiter, immer wieder der gleiche Effekt, die Zeit auf der Couch läuft offensichtlich anders ab als außerhalb.
Natürlich wollten wir sicher gehen und stellten weitere Beobachtungen an. Messungen mit der Uhr funktionierten nicht, sobald wir mit einer Uhr die Couch verließen, war die Uhrzeit wieder angepasst, so schnell, dass wir nicht einmal die Bewegungen des Zeigers wahrnahmen.
Zunächst einziges verwertbares Indiz: Immer wenn ich die Couch allein verließ, sah mich derjenige, der auf der Couch sitzen blieb, plötzlich schnell herumwuseln. Sobald ich wieder auf der Couch saß, wurde ich als ruhig wahrgenommen.
Darüber hinaus bekamen wir den Eindruck, dass das Ausmaß der Zeitverzerrung nicht auf allen Plätzen der Couch gleich ist, nach außen schien sich diese abzuschwächen.
Da sich die Beweisführung als äußerst schwierig erwies, zäumten wir das Pferd von der anderen Seite auf, wir forschten an den möglichen Ursachen.
Auffällig war, dass, bevor dieses Phänomen das erste Mal auftrat, ein neuer Mitbewohner auf der Couch eingezogen war, eine Plüschschildkröte mit einem Radioaktivitäts-Zeichen auf dem Rücken, genannt RaT (Radioactive Turtle).
Eine weitere Auffälligkeit waren auch zwei zunehmend tiefer werdende Sitzkuhlen auf der noch jungen Couch.
Und hier jetzt unsere erste Theorie:
Als die Couch neu war, gab es eine gleichmäßige Zeitimpulsschwingung, die sich von der der Außenwelt nicht unterschied. Mit tiefer werdenden Sitzkuhlen änderten sich diese und nahmen neue Formen an, sie schwangen nun in schönen Schleifen auf allen Achsen. Als RaT dazukam, wurde diese, wie normalerweise für harmlose Plüschtiere üblich, an verschiedene Stellen der Couch gesetzt. An jedem dieser Orte gab es eine Verwirbelung der Zeitimpulsschwingungen, die auch nach Wegnahme von RaT nicht aufhörte.
Die neuen Formen und Verwirbelungen führten zu Überlagerungen der Schwingungen und damit zu Zeitverzerrungen. Aufgrund der bevorzugten Lage von RaT auf den Armlehnen, häuften diese sich in der Mitte der Couch.
Allerdings geht diese Theorie von der Annahme aus, dass die Zeit auf der Couch verlangsamt und keine Beschleunigung des Universums ringsherum gegeben ist. Wir gehen also davon aus, dass es sich hier um eine Zeitverzerrungs- und nicht um eine Restuniversumsbeschleunigungscouch handelt.
Bleibt zum Schluss erst mal nur noch die spannende Frage: Wie nimmt meine Katze eigentlich das Ganze wahr… :-)))